Praktika anbieten - Eine gesellschaftliche Verantwortung?
21. Januar 2022
Seit Corona haben wir keinen Praktikanten mehr in unserer Filmagentur aufgenommen. Das lag auf jeden Fall an Corona. In Zeiten, in denen es weder Testmöglichkeiten noch Impfungen gab, war uns das einfach zu heiß.
Viele formale Fehler
Aber es liegt eben nicht nur an Corona. Wir erhalten alle paar Wochen „Bewerbungen“ von Praktikanten. Wir haben „Bewerbungen“ bewusst in Anführungszeichen gesetzt, weil es häufig gar keine wirklichen Bewerbungen sind. Da fragt eine Mutter an, ob ihre Tochter ein Praktikum bei uns machen kann. Oder ein Bewerber schickt uns eine E-Mail von der E-Mail-Adresse seines Vaters. Dann erhalten wir E-Mails, in denen mehrere Unternehmen als Adressaten sichtbar im Verteiler stehen. In manchen E-Mails ist unser Firmenname oder unser Nachname falsch geschrieben oder der Text ist voll von Rechtschreib- und Interpunktionsfehlern. Da schreiben uns Leute, die uns schon mit ihrer Bewerbung ganz deutlich machen, dass es sich um ein Pflichtpraktikum handelt, das sie lieber nicht machen würden. Wir geben es zu: Solche „Bewerbungen“ haben bei uns keinerlei Chance. Sie wandern direkt in den Papierkorb und sind einfach nur eine zusätzliche Arbeitsbelastung für uns. Arbeit haben wir genug. Vielen Dank!
Null-Bock-Mentalität
Neben diesen „formalen“ Fehlern schreiben die vermeintlichen Interessenten in ihren Texten häufig nichts davon, warum sie sich gerade für unsere Filmagentur interessieren oder was sie im Praktikum gerne lernen würden. Viele Bewerbungen sind austauschbar. Wir erkennen nicht, dass jemand für ein Praktikum bei uns brennt oder hochmotiviert ist. Welcher Mensch steht dahinter? Was macht er in seiner Freizeit oder was interessiert ihn in der Schule, das zeigt, dass ein Praktikum in einer Filmagentur das richtige für ihn ist? Hat er mit seinem Handy vielleicht mal ein kreatives Video gedreht? Immer her damit! Damit hebt er sich von anderen Bewerbern ab. Und ruhig mal die Bewerbung Korrektur lesen lassen. Wenn die Eltern das nicht leisten können, dann vielleicht ein Lehrer?
Sind wir zu hart?
Sind wir zu hart? Wie soll ein Schüler überhaupt wissen, was ihn interessiert, wenn er noch nie zuvor ein Praktikum gemacht hat? Wenn in seinem Umfeld keine Erwachsenen sind, die von ihrem Beruf erzählen? Wenn ein Jugendlicher zuhause und vielleicht auch in der Schule überhaupt nicht gefördert wird? Beißt sich die Katze dann in den Schwanz? Auch wir haben hier nicht die ultimative Lösung. Wir sind uns im Klaren darüber, dass es für die Schüler gerade in Corona-Zeiten überhaupt nicht leicht ist, einen Platz für ihr Pflichtpraktikum zu finden.
Gesellschaftliche Verantwortung
Nicht nur große Unternehmen haben unserer Meinung nach die gesellschaftliche Verantwortung, auch Schülerpraktikanten aufzunehmen. Auch wir sehen dies als unsere Verantwortung – schon alleine, um unseren Nachwuchs zu sichern. Aber als kleines Unternehmen bedeutet ein Praktikant für uns eine zusätzliche Arbeitsbelastung. Bei uns darf ein Praktikant nämlich mehr machen als Kaffee kochen. Und diese zusätzliche Arbeitsbelastung soll nicht „für die Katz“ sein.
Ausbildung bei AV22
Apropos gesellschaftliche Verantwortung: Nächste Woche haben wir seit 2019 erstmals wieder eine Praktikantin bei uns. Wir sind sehr gespannt, wie es laufen wird. Ab dem Ausbildungsjahr 2022/2023 werden wir zudem einen Mediengestalter Bild und Ton ausbilden. Philipp und Julian werden bald ihre Ausbildereignungsprüfung ablegen. Derjenige, der diesen Ausbildungsplatz haben will, wird uns richtig von sich überzeugen müssen, sonst stellen wir lieber niemanden ein. Wir möchten, dass unser Azubi so gut wie möglich zu uns passt. Und dass wir so gut wie möglich zu unserem Azubi passen.
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Viele Grüße
Eure AV22 filmagenturplus