"Das Herz der Produktion"
Was macht eigentlich eine Produktionskoordinatorin?
29. November 2022
Vor ihrer Zeit bei AV22 hat Franka jahrelang als Produktionsassistentin und Produktionskoordinatorin bei nationalen und internationalen Film- und Fernsehprojekten gearbeitet. Wir wollten von Franka wissen, was sie da genau gemacht hat, welche Chancen es für Berufseinsteiger gibt und warum sie nun bei AV22 arbeitet.
Produktionskoordination, Produktionsassistenz, Produktionssekretariat, für Laien: Was ist der Unterschied zwischen diesen Bezeichnungen?
Franka: Die Bezeichnungen verwischen, je nachdem wie groß ein Film- oder Fernsehprojekt ist. Es kommt auch darauf an, wo ein Film gedreht wird, nur in Deutschland oder international. Bei einem kleinen Projekt, also beispielsweise einem 90-Minüter, der nur in Köln gedreht wird, werden häufig nur eine Produktionskoordination bzw. eine Produktionsassistenz gebraucht. Im Produktionsbüro laufen alle Fäden zusammen. Es ist das Herz einer jeden Produktion.
Welche Aufgaben hat man auf diesen Posten?
Franka: Als Produktionskoordinatorin oder Produktionsassistentin ist man vom Anfang eines Filmdrehs bis zum Ende dabei. Die Arbeit geht schon damit los, dass ein Produktionsbüro gesucht werden muss. Es muss also so etwas wie eine „Drehzentrale“ eingerichtet und eine Infrastruktur für den gesamten Dreh geschaffen werden. Die Zentrale braucht neben den Büroräumen der einzelnen Gewerke für Regie, Kostüm, Ausstattung & Co. auch eine eingerichtete Küche, Parkplätze und oft auch Lagerräume. Möbel müssen besorgt werden. Internet und Telefon müssen verfügbar sein. Die Reinigung der Räumlichkeiten muss organisiert werden. Es braucht einen Kühlschrank, abschließbare Kostümräume und vieles mehr. Wenn ich hier alle Kleinigkeiten aufzählen würde, wären wir morgen noch dran:-).
Wow! Und dann, wenn der Dreh gestartet ist, was sind dann die Hauptaufgaben?
Franka: Zu den Hauptaufgaben zählt sicherlich die Koordination der Schauspieler. Außerdem müssen alle am Dreh beteiligten Personen immer mit allen Informationen versorgt werden, die sie brauchen. Wer muss wann zur Maskenprobe? Welcher Schauspieler muss wann wo sein? Die Reisen und Hotels der Schauspieler müssen gebucht werden. Es müssen Arbeitsverträge geschrieben und Autos angemietet werden. Auch hier könnte ich noch viel weiter ausholen. Das A und O ist es, den Überblick zu behalten und das vorgegebene Budget nicht aus den Augen zu verlieren.
Wenn Du so erzählst, drängt sich die Frage auf, ob Du dieses Leben nicht vermisst. Empfindest Du die Arbeit bei AV22 dagegen nicht als langweilig?
Franka: Ganz und gar nicht. Bei Filmprojekten, die über mehrere Monate gehen, wird es sehr schnell sehr stressig. Als Produktionskoordinatorin und Produktionsassistentin musst Du immer erreichbar sein. Und Du wirst auch „erreicht“. Da kann es Dir passieren, dass Du frühmorgens oder spätabends von einem Schauspieler angerufen wirst, dessen Flug storniert wurde. Und dann musst Du Dich kümmern, damit der Dreh wie geplant weitergehen kann. Man muss einen kühlen Kopf bewahren. Ich genieße es, dass mein Leben jetzt nicht mehr so aufgeregt ist. Ich brauche diesen Stress nicht mehr wie mit Mitte 20. Ich wollte eine Familie haben und nicht mehr so viel reisen und in Hotels schlafen.
Was würdest Du sagen, bringst Du aus dieser Zeit für Deine Arbeit bei AV22 mit?
Franka: Ich bin auf jeden Fall stressresistent geworden. Ich kann um die Ecke denken und weiß, dass es immer irgendeine Lösung gibt. „Wir kriegen das schon irgendwie hin“ ist mein Motto.
Was rätst Du Leuten, die auch gerne als Produktionsassistent oder Produktionskoordinatorin bei einem Filmprojekt arbeiten würden?
Franka: Das Gute ist, dass es für diese Jobs keine bestimmte Ausbildung braucht. Wer Lust darauf hat, motiviert und pfiffig ist und gut mit Menschen umgehen kann, der fängt am besten mit einem Praktikum an. Da kann er schauen, ob der Job etwas für einen ist. Es ist auch wichtig, jemanden zu finden, der einem etwas beibringen kann. Das Portal „Crew United“ vernetzt Filmschaffende. Dort werden immer Jobs beim Film inseriert. Da würde ich einfach mal schauen, was derzeit so an Produktionen geplant ist. Ich würde außerdem Filmproduktionsfirmen kontaktieren und einfach mal nachfragen. In diesem Job darf man nicht auf den Mund gefallen sein;-).